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NS-Verbrechen in der Heimat und ihre Aufarbeitung

Bernd Kreß, Archivpädagoge zu Besuch am Wirtschaftsgymnasium

„Wie arbeiten wir unsere Vergangenheit auf, um ein gemeinsames Europa in Zukunft gestalten zu können?“ – Mit dieser Fragestellung als zentraler Idee beschäftigte sich der Seminarkurs „Heimat“ in seiner letzten Sitzung. Dazu kam Herr Bernd Kreß, der Archivpädagoge aus der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, auf Einladung des verantwortlichen Lehrers Herrn Hannes Lakner zur Durchführung eines Workshops zur Aufarbeitung der Verbrechen in regionalen Konzentrationslagern in den Unterricht.

Bevor die Schüler*innen sich mit den Quellen selbst auseinandersetzen konnten, schlug Herr Kreß eine Brücke vom Wissen der Schüler*innen bzw. ihrer Seminarkursthemen zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen und damit dazu, wie sich ein Heimatgefühl in Deutschland mit dieser Vergangenheit überhaupt entwickeln konnte.

Der ehemalige Polizeibeamte, Geschichtslehrer an einer Kaufmännischen Schule und Archivpädagoge mit seiner umfassenden Expertise vermittelte den Schüler*innen Grundlagen der Arbeit von Archiven und der modernen deutschen Rechtsstaatlichkeit im Vergleich zum Umgang mit Recht und Gesetz in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland.

Im Zentrum des Workshops, der leider coronabedingt nicht am Archiv in Ludwigsburg selbst durchgeführt werden konnte, stand aber die Frage nach juristischer und moralischer Verantwortung und Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf Täter und Opfer in der NS-Zeit. Die Schüler*innen setzten sich dazu mit den Außenlagern des KZ Natzweiler auseinander und ermittelten anhand der Quellenlage die Schuld exemplarischer Angeklagter, bzw. ihrer Taten in der Zeit des Nationalsozialismus.

Mit Freude und Spaß am Arbeiten bei gleichzeitigem respektvollen Umgang mit den Geschichten der Opfer erlebten die Schüler*innen eine spannende Form des Lernens außerhalb des klassischen Unterrichts und konnten ihre Kompetenzen im Bereich des Textverstehens und der Quellenarbeit vertiefen.

Am Ende standen aufschlussreiche Diskussionen über Perspektiven einer zukünftigen Welt und die Überzeugung der Schüler*innen, dass die Demokratie mit all ihren Schwächen und ihrer Komplexität die einzig echte Option für dauerhaften Frieden darstellt.